Wenn man aus einem Floh einen Elefanten macht.
Es gibt Momente in unserem Leben, da fühlen wir uns etwas am Limit. Wir manövrieren uns selbst manchmal in genau solche Situationen hinein, die wir am wenigsten wollen.
In den letzten Wochen ist mir genau das passiert. Ich war beruflich sehr eingespannt und hatte nur noch Ende August in meinem Visier, weil ich wusste, dann wird es ruhiger - Augen zu und durch also! Viel stressiger hätte es für mich eigentlich nicht sein können - dachte ich...
Als wären 12h Arbeitstage plus einem pubertierenden Hund und einer Fernbeziehung nicht schon genug - hatte ich auf einmal zahlreiche beißende Mitbewohner! Aus einem Floh, den Aiko sich irgendwo eingefangen hatte, wurden hunderte (ich übertreibe ja gerne, aber in diesem Fall nicht!). Da glauben wir also, wir sind schon am Limit, und mehr geht nicht,...mehr geht immer!
Ich musste täglich mehrmals staubsaugen, habe meinen Teppich rausgeschmissen, alles geputzt, eingesprüht, vernebelt, Wäsche gewaschen und natürlich den armen Hund versorgt. Und dann merkte ich: aus einem 12h Tag kann auch ein 16h Tag werden! Aus einem einzigen Floh kann dann tatsächlich ein Nervenzusammenbruch entstehen! An einem Tag saß ich heulend in meinem Zimmer und habe schließlich das Handtuch (aka den Putzlappen) geworfen. Ich konnte nicht mehr. Ich habe aufgegeben und losgelassen.
"Surrender" würden wir im Englischen sagen - klingt ein bisschen poetischer. Aber ich habe mich nicht der Flohplage "surrendered". Ich habe mich in diesem Moment da auf dem Fußboden dem Leben hingegeben und losgelassen. Gefühle von Machtlosigkeit, Überforderung und Erschöpfung fanden Raum.
Und danach war es eben, wie es war. Ich hab mich mit meiner Situation abgefunden und mir immer wieder bewusst gemacht: das ist eine Phase. Eine Phase, für die ich selber verantwortlich bin. Ich wollte ja neben Beziehung und Hund immerhin auch noch so viel arbeiten. Manchmal müssen wir einfach genau das vor die Füße geworfen bekommen, was wir eigentlich gar nicht erleben wollen. Nur so bekommen wir mit, was eigentlich falsch läuft. Wachsen tun wir dann daran, wenn wir schließlich handlungsfähig werden.
Was heißt das in meinem Fall? Definitiv weniger arbeiten! Vielleicht etwas früher mitbekommen, wann ich an meinen Grenzen bin. Aber auch: Ich bin im Stande mehr durchzustehen, als ich es mir oft zumute! Genau darin die Balance zu finden, ist eine große Herausforderung für mich! Aber wir können nur versuchen mit allem, was uns das Leben präsentiert, mitzuschwingen. Auch die Momente zu erleben und zu spüren, an denen wir am Ende sind. Diesen Gefühlen Ausdruck geben und uns dann in eine Richtung weisen lassen. Unsere "Downs" sind genauso wichtig wie unsere "Highs", denn oft passiert dann Veränderung, wenn wir es zulassen und mutig genug sind. Dann darf aus dem Flo auch mal ein Elefant werden.
Aiko hat mittlerweile die Flohplage überstanden. Und ich auch. Mein Zimmer ist sauberer denn je und ich habe gefallen an den Duft von Teebaumöl gefunden :)
Also liebe Flöhe - mein Karma Konto ist nach dieser Erfahrung richtig im Keller, aber ich habe die Lektion gelernt. Danke dafür.
